Vergleich: Smarte Ringe sind keine Alternative zu Smartwatches

Smarte Ringe sind in diesem Jahr der ganz große Trend und ständig werden neue Modelle vorgestellt. Doch ist der Hype überhaupt gerechtfertigt oder handelt es sich dabei nur um schlaues Marketing?

Smartwatches haben sich in den letzten Jahren als beliebte Begleiter etabliert, die uns mit Benachrichtigungen versorgen, unsere Fitness tracken und sogar auf unsere Gesundheit achten.

Spätestens als Amazfit den Helio und Samsung den Galaxy Ring vorgestellt haben, war klar, daß mit dem Smartring ein neuer Herausforderer auf den Markt drängt. Die kleinen Wearables sind vollgepackt mit innovativer Technologie und scheinen eine attraktive Alternative zu Smartwatches zu sein.

Doch ist das wirklich so?

Ich nehme smarte Ringe und Smartwatches genau unter die Lupe. Ich vergleiche ihre Funktionen, ihr Design, ihre Tracking-Fähigkeiten und vieles mehr, um herauszufinden, ob ein smarter Ring tatsächlich genauso gut oder sogar besser als eine Smartwatch ist.

Smartwatch oder smarter Ring – eine kurze Übersicht

Bevor wir ins Detail gehen, wollen wir uns zuerst einmal einen Überblick verschaffen. Was können die beiden Geräte und wo sind die Unterschiede?

Schon diese erste grobe Vergleich zeigt, daß Smartwatches und smarte Ringe in einige Aspekten durchaus gleichwertig sind, sich aber in wesentlichen Kriterien deutlich unterscheiden.

Da wären beispielsweise offensichtliche Merkmale wie das Display der Smartwatch, das bei den Ringen völlig fehlt. Oder was weniger bekannt ist, daß Smarte Ringe für das Tracking bei Sport und Fitness nur sehr eingeschränkt geeignet sind.

Doch ich greife vor – Am Besten wir vergleichen die beiden Wearables im Detail

Design – dezenter Tragekomfort punktet

Das Design ist in der Regel eine Geschmacksfrage und der Tragekomfort wird ebenfalls sehr subjektiv wahrgenommen. Trotzdem gibt es ein paar unbestreitbare Fakten, die für einen Vergleich verwendet werden können.

Das wahrscheinlich wesentlichste Merkmal eines Smarten Ringes ist sein kompaktes und unauffälliges Design. Immerhin muss man schon sehr genau hinschauen, um das Wearable von einem herkömmlichen Schmuckstück zu unterscheiden.

  • Der Ring kann bequem und dezent getragen werden, was natürlich für Personen, die im Job keine Uhr tragen können oder dürfen, ein wesentlicher Vorteil sein kann.
  • Da die Hersteller die Ringe üblicherweise in verschiedenen Größen anbieten, passt das gewählte Modell auch in der Regel wie angegossen und trägt sich stabil ohne irgendwie herumzurutschen.
  • Viele Menschen schätzen den Ring auch, weil sie in der Nacht keine Smartwatch tragen wollen.
Der Oura Ring überzeugt nicht nur mit einem sehr hochwertigen Design, sondern auch mi einer perfekten Passform ( Bildquelle © Oura)

Im Gegensatz dazu, sind Smartwatches schon alleine durch ihrer Abmessungen wesentlich auffälliger. Jedoch sind die Uhren in unterschiedlichen Designs – von sportlich bis elegant – erhältlich und lassen sich durch wechselbare Armbänder im Look jederzeit personalisieren

  • Obwohl auch Smartwatches in unterschiedlichen Größen angeboten werden, haben Menschen mit schlanken Handgelenken oft Schwierigkeiten die passende Uhr zu finden.
  • Besonders Sportuhren oder Premium Smartwatches sind der Regel sehr groß und fast schon klobig, weshalb das Tragegefühl manchmal als unangenehm empfunden wird.
  • Verschiedene Materialien an Gehäuse oder Armband können auch zu Hautirritationen oder sogar allergischen Reaktionen führen.

Fazit: In Sachen Design und Tragekomfort haben Smarte Ringe eindeutig die Nase vorne. Die kleinen Wearables überzeugen mit einem dezenten Auftritt und einem sehr angenehmen Tragegefühl

Display – bequeme Dateneinsicht

Zum Thema Display muss eigentlich nicht viel gesagt werden.

  • Die meisten Smartwatches sind inzwischen mit einem AMOLED Touch Screen ausgestattet. Damit wird einerseits eine sehr komfortable Bedienung der Uhr ermöglicht und andererseits sind alle Messdaten und Informationen oft mit ein paar wenigen Tipp- und Wischgesten verfügbar.
  • Smarten Ringe hingegen fehlt ein Display. Das bedeutet, daß Du voll und ganz auf die dazugehörige App angewiesen bist. Wenn Du also wissen möchtest, wieviele Schritte Du bisher gegangen bist, wie Deine Trainingsdaten aussehen oder wie hoch Dein aktueller Puls ist, musst du jedes Mal Dein Smartphone hervorkramen.
Selbst preiswerte Smartwatches wie die Huawei Watch Fit 3 sind mit einem AMOLED Display ausgestattet.

Fazit: Ich kann mir schon vorstellen, daß der Eine oder Andere gut auf ein Display verzichten kann. Mir wäre es zu umständlich und ich würde den kleinen Bildschirm in jedem Fall vermissen. Meines Erachtens ein klarer Punkt für die Smartwatch.

Akkulaufzeit – überraschend ausdauernd

Ein wesentliches Kriterium ist natürlich die Akkulaufzeit. In diesem Zusammenhang sollte man meinen, daß Smarte Ringe diesbezüglich besser aufgestellt sind, weil bedeutende Energiefresser wie beispielsweise das Display fehlen.

Jedoch bieten die Fingertracker durch ihre kompakten Abmessungen nur wenig Platz, weshalb auch entsprechend kleine Batterien verbaut werden.

Smartwatches hingegen sind mit deutlich stärkeren Akkus ausgestattet, die in der Regel aber auch wesentlich mehr Technik mit Energie versorgen müssen.

Trotz dieser unterschiedlichen Ausgangsituationen können beide Wearables solide Akkulaufzeiten anbieten

  • Die meisten smarten Ringe schaffen 4 – 7 Tage Betriebszeit, bis sie wieder für rund eine Stunde an das Ladekabel müssen
  • Der Akkus vieler Smartwatches halten zwischen 5 – 15 Tage durch und müssen dann ebenfalls 60 bis 90 Minunten aufgeladen werden. (Natürlich gibt es ein paar Ausreißer wie beispielsweise die Apple Watch oder die Samsung Watch, die maximal zwei Tage Akkulaufzeit schaffen – doch das sind inzwischen die seltenen Ausnahmen)

Fazit: Bei beiden Wearables sind die Akkulaufzeiten grundsolide, wobei diese natürlich vom persönlichen Nutzungsverhalten abhängig sind und es daher im Einzelfall zu Abweichungen von den Herstellerangaben kommen kann. Beim Thema Akku gibt es jedenfalls keinen Sieger.

Smartness – schlaue Uhren, dumme Ringe

Damit sind die vielen mehr oder weniger nützlichen und schlauen Features gemeint, die sich inzwischen so großer Beliebtheit erfreuen.

Es werden Benachrichtigungen zu eingehenden Mitteilungen oder Anrufen angezeigt. Es ist das Telefonieren direkt über das Wearable möglich. Der Musikgenuss inklusive Spotify, Deezer und Co. kommt ebenfalls nicht zu kurz. Selbst das mobile Bezahlen an der Kasse ist inzwischen schon möglich. Außerdem können noch weitere Apps installiert werden, um so den Funktionsumfang noch zu erweitern.

Um es kurz zu machen – Alle diese Funktionen werden ausschließlich nur an Smartwatches angeboten.

Was auch klar ist. Da smarte Ringe über kein Display verfügen, macht es auch überhaupt keinen Sinn solche Features anbzubieten.

Die Samsung Galaxy Watch 7 kann eine breite Palette an smarten Feautures anbieten

Fazit: Auch wenn ich nicht alle Smarten Features nutze, könnte ich mir nicht mehr vorstellen, auf die Benachrichtigungen zu verzichten. Ich bekomme täglich rund 50 Emails und fast ebenso viele Nachrichten via WhatsApp. Wenn ich da jedes Mal das Smartphone rauskramen müsste, wäre ich mit Sicherheit ziemlich genervt. So reicht mir ein kurzer Blick auf die Uhr und ich bin informiert.

Ein Vorteil, den mir kein smarter Ring aktuell bieten könnte. Klarer Punkt für die Smartwatch.

Aktivitäten – alle Basics mit an Bord

Damit meine ich die typischen Basics wie beispielsweise Schrittzähler, zurückgelegte Distanz, Etagenzähler oder Kalorienverbrauch, die man schon vor vielen Jahren auf einfachen Fitness Armbändern gefunden hat.

  • Sowohl Smartwatches wie auch Smarte Ringe können diese Funktionen anbieten.
  • Aus zahlreichen Test von Smartwatches weiß ich, daß man bei der Schrittzählung immer mit Abweichungen rechnen muss. Bei der einen Uhr mehr, bei der anderen Uhr weniger.
  • Ähnliches gilt auch für den Kalorienverbrauch. In diesem Fall reden wir hier nicht von einer Berechnung, sondern viel mehr über eine Schätzung. Und aus diesem Grund solltest Du Informationen dazu skeptisch betrachten.
  • Da Smarte Ringe mit den gleichen Sensoren und ähnlichen Algorithmen arbeiten wie Smartwatches, gibt es keinen Grund, eine höhere Genauigkeit oder Zuverlässigkeit anzunehmen.

Fazit: Beim Aktivitätstracking im Alltag bieten beide Geräte die selben Funktionsumfang, weshalb es auch keinen Sieger in dieser Kategorie gibt.

Gesundheit – bei allen Wearables im Mittelpunkt

Smarte Ringe werden damit beworben, besonders auf die Gesundheit zu achten. Dabei spielen die Schlafüberwachung, die Pulsmessung und die Messung der Herzfrequenzvariabilität eine gewichtige Rolle.

Aus diesen Messdaten und weiteren Metriken wird dann abgeleitet,

  • wie gut und lange Du geschlafen hast
  • wie erholt Du bist
  • wie es um Deine Fitness und Dein Wohlbefinden steht
  • in welcher Tagesverfassung Du bist

Dieses umfassende Gesundheitsmonitoring war ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal von smarten Ringen, das sie aber in der Zwischenzeit verloren haben.

Es gibt bereits zahlreiche Smartwatches, die ebenfalls eine ganze Palette an Vitalparametern aufzeichnen und so ein fortschrittliches Gesundheitsmanagement ermöglichen. Bei einigen Modellen wird der Funktionsumfang noch durch eine EKG und/oder Blutdruckmessung ergänzt, was für Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders interessant ist.

Fazit: Auch beim Thema Gesundheit kann keines der beiden Geräte wesentliche Vorteile anbieten, weshalb wir in dieser Kategorie wieder ein Unentschieden vermerken.

Sport – Für Hobbysportler gibt´s nur eine Wahl

Die meisten Smartwatches lassen sich optimal bei Sport und Fitness verwenden. Dazu sind die Uhren mit integrierten GPS zur Streckenmessung ausgestattet, können wenn notwendig mit externen Sensoren wie beispielsweise einem Brustgurt verbunden werden und bieten eine ganze Reihe an verschiedenen nützlichen Trainingstools an.

Die Garmin Trainingsaufzeichnung ist äußerst detailliert und informativ

Smarte Ringe hingegen sind für das Training nur eingeschränkt geeignet. Zum Einen fehlt die Streckenmessung. Möchtest Du die Trainingsstrecke aufzeichnen, musst Du Dein Smartphone mitnehmen.

Zum Anderen ist die Trainingsaufzeichnung auf die wichtigsten Basisdaten wie beispielsweise die Herzfrequenz reduziert. Alles darüber hinaus, suchst Du vergeblich.

Fazit: Ich würde mich als begeisterten Hobbysportler bezeichnen, der zwar an keinen Wettkämpfen teilnimmt, aber durchaus ambitioniert an die Sache herangeht. Mit einer Smartwatch kann ich alle für mich relevanten Trainingsdaten aufzeichnen und gegebenfalls auch noch mittels weiterführenden Analyse auswerten lassen.

Mit einem smarten Ring wäre das Alles nicht möglich, da selbst Basics wie die Streckenmessung fehlen. Für mich ist bei Sport und Training die Smartwatch der klare Sieger

Preis und Leistung

Zum Abschluss wollen wir uns noch die durchschnittlichen Preise von Smartwatches und smarten Ringen ansehen.

Dabei muss natürlich darauf geachtet werden, daß der Funkionsumfang beider Geräte halbwegs ähnlich ist. Es macht also keinen Sinn eine Garmin Fenix 7 Pro mit einem Oura Ring oder ein Xiaomi Smart Band 8 Pro mit einem Ultrahuman Ring zu vergleichen.

Smartwatches aus der Mittelklasse wie beispielsweise eine Garmin Venu 3, Garmin Vivoactive 5 oder eine Amazfit Balance können eine ähnliche Funktionspalette anbieten wie die meisten smarten Ringe.

  • Und schaut man sich die Preise dieser Uhren an, dann bewegen sich diese zwischen rund 200 – 400 Uhren.
  • Smarte Ringe wie der Oura 3, Circular Slim, Ultrahuman Air kosten zwischen 350 bis 400 Euro. Etwaige monatliche Abo-Kosten möchte ich an der Stelle gar nicht berücksichtigen.

Fazit: Berücksichtigt man die technische Aussstattung und Funktionsumfang, dann machen Smartwatches für meinen Geschmack das deutlich bessere Preis-Leistungs-Angebot. Wieder ein Punkt für die Uhren.

Endergebnis

Jetzt wo wir Smartwatches und Smartringe in verschiedenen Katergorien verglichen und Punkte vergeben haben, ist es an der Zeit uns das Endergebniss anzusehen.

SmartwatchSmarter Ring
Desing und Tragekomfort01
Display10
Akkulaufzeit11
Smartness10
Aktivitäten11
Gesundheit11
Sport 10
Preis10
Gesamt74

Und spätestens jetzt wird deutlich klar, daß smarte Ringe in einigen Kriterien mit Smartwatches durchaus mithalten können, aber die Uhr im Gesamtvergleich für die meisten Nutzer sicher die bessere Wahl ist.

Fazit

Smarte Ringe mögen zwar aktuell voll im Trend liegen, doch so sehr ich mich auch bemühe, die kleinen Wearables können mich einfach nicht überzeugen.

Im direkten Vergleich mit einer Smartwatch kann ein Ring nur im Tragekomfort wirklich voll punkten. In allen anderen Aspekten ist die Uhr dem Ring entweder ebenbürtig, aber meistens deutlich überlegen.

Natürlich haben smarte Ringe ihre Fans, die völlig begeistert von den kleinen Wearables sind und das ist auch völlig in Ordnung.

Ich kann diese Begeisterung aber beim besten Willen nicht teilen und finde absolut keinen plausiblen Grund mir einen smarten Ring anzuschaffen. Vielleicht werden Smarte Ringe in Zukunft weiterentwickelt und können dadurch mehr anbieten. Bis dahin bleibe ich bei den Smartwatches.

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