Leistungsmessung – so misst Du Deine Watt beim Laufen

Die Leistungsmessung beim Laufen war bis vor Kurzem ein Tool, das vorwiegend von Profis verwendet wurde. Inzwischen wird die Metrik auch für Hobbyläufer immer interessanter. Doch wie funktioniert das genau und welche Geräte benötigt man dazu. In diesem Ratgeber liefere ich Dir dazu alle wichtigen Infos.

Was für Radfahrer und Triathleten schon seit Jahren eine Selbstverständlichkeit ist, war bei Hobbyläufern bisher völlig unbekannt – die Leistungsmessung in Watt.

Doch das hat sich inzwischen deutlich geändert, was am ständig wachsenden Angebot an Uhren und Sensoren liegt, die eine Messung dieser Metrik möglich machen. So haben alle namhaften Hersteller zuletzt entsprechende Modelle vorgestellt. Dazu zählen

Alleine die Tatsache, daß selbst Apple in diesem Bereich aktiv wurde und nun auch die Möglichkeit zur Wattmessung anbietet, zeigt wie groß das Interesse an diesem Thema ist.

HINWEIS: Falls Du mit dem Thema Leistungsmessung noch überhaupt gar nichts anfangen kannst, empfehle ich Dir meinen Ratgeber, in dem ich alle Grundlagen dazu ausführlich erkläre

In diesem Artikel werde ich mich besonders auf die Uhren von Polar und Garmin konzentrieren, weil es sich dabei um die beliebtesten Modelle handelt und dazu auch die meisten Fragen auftauchen. Doch vorher wollen wir uns kurz noch den besten Sensor zur Leistungsmessung ansehen.

Stryd – beste Leistungsmessung, aber teuer

Der Sryd Sensor ist ohne Zweifel aktuell das Beste was man in Sachen Leistungsmessung bekommen kann. Der kleine Pod wird einfach am Schuh angebracht und zeichnet insgesamt 12 verschiedene Messwerte zu Leistung, Laufstil und Effizienz auf. Als Besonderheit sei noch erwähnt, daß auch die Windverhältnisse während eines Trainings berücksichtigt werden.

Wer schon einmal bei kräftigen Gegenwind gelaufen ist, weiß wie anstrengend das sein kann und sich definitiv auf die verschiedenen Messwerte auswirkt.

Dazu bekommst Du noch Zugang zum Power Center, einem Webportal, das Dir die detaillierte Auswertung der aufgezeichneten Daten ermöglicht.

Ich selbst habe den Stryd Leistungsmesser bisher noch nicht getestet, was unter Anderem auch am Preis liegt. Immerhin muss man für das Teil knackige 229 Euro auf den Tisch legen. Wenn man berücksichtigt, daß man noch zusätzlich eine Uhr benötigt, um etwaige Messdaten auch während eines Trainings zur Verfügung zu haben, wird das eine durchaus kostspielige Angelegenheit.

Wie gesagt der Stryd Sensor ist hervorragend und der Preis auch völlig angemessen. Jedoch solltest Du genau überlegen, ob die Leistungsmessung in Deinem Training tatsächlich eine so hohe Priorität hat, womit eine solche Investition auch wirklich Sinn macht.

Wenn Du mehr über den Stryd Leistungsmesser erfahren möchtest, kann ich Dir nur die mehrteilige Artikelserie von Jens Peters auf greif.de empfehlen, in der wirklich alles Wissenswerte darüber erklärt wird. (Am Ende des ersten Teils werden alle anderen Teile der Artikelserie angeführt).

Eine meines Erachtens sehr attraktive Alternative zum Stryd-Sensor sind die meisten Uhren von Polar und Garmin, die ebenfalls die Leistungsmessung anbieten.

Polar – Leistungsmessung bequem am Handgelenk

Mit der Einführung der Vantage-Modellserie hat Polar erstmalig Uhren mit der Leistungsmessung direkt am Handgelenk vorgestellt und ist mit Coros und Apple aktuell der einzige Anbieter dieser Messmethode.

Konkret sind es die

die dieses Feature anbieten. Die Polar Vantage M2 und die Polar Pacer verfügen ebenfalls über diese Funktion, jedoch nur in Kombination mit einem Brustgurt.

Wie wird die Laufleistung am Handgelenk berechnet?

Polar macht verständlicherweise keine konkreten Angaben dazu, verrät aber zumindest, daß dabei Parameter wie Geschwindigkeit, Höhe, An- und Abstiege wie auch das Gewicht des Läufers eine wichtige Rolle spielen. Ermittelt und aufgezeichnet werden die Messwerte mittels GPS und Barometer.

Außerdem habe ich noch diese wunderbare Information bei Polar gefunden

Es gibt keine universell akzeptierte Definition für die Laufleistung. Zur Validierung unserer Lösung haben wir die folgende Definition verwendet: Die Laufleistung ist eine positive Änderung der mechanischen Energie des Massezentrums über einen Schrittzyklus, geteilt durch die Schrittzyklusdauer. Dabei ist die mechanische Energie die Summe der Energie des kinetischen Potentials und des Gravitationspotentials. Durch die Validierung haben wir nicht nur nachgewiesen, dass unsere Leistungsangabe genau ist, sondern auch sichergestellt, dass wiederholtes Training konsistente Ergebnisse liefert (Wiederholbarkeit) und der Leistungswert rasch auf Intensitätsänderungen reagiert (Änderungssensitivität).

Polar

Bei Gelegenheit lass ich mir das von einem klügeren Menschen als ich es bin, übersetzen.

Wie wird die Leistungsmessung auf einer Polar Uhr angezeigt?

Welche Messwerte während eines Trainings angezeigt werden, kannst Du selbst entscheiden. Dazu ist es notwendig, über das Polar Flow Webportal eine neue Trainingsansicht zu definieren.

Zu diesem Zweck rufst Du die Einstellungen zum Sportprofil Laufen auf.

Im nächsten Schritt klickst du auf die Leistungseinstellungen

Hier hast Du die Möglichkeit verschiedene Einstellungen vorzunehmen. Solltest Du noch keine Erfahrung mit der Leistungsmessung haben, empfehle ich Dir, vorläufig die vordefinierten Werte zu verwenden. Du kannst, wenn notwendig, zu einem späteren Zeitpunkt noch etwaige Anpassungen vornehmen.

Als nächstes kehrst Du zurück in die Hauptansicht und kümmerst Dich um die Trainingsansicht.

Hier werden alle von Dir verwendeten Trainingsseiten eingeblendet. Klick auf „neu hinzufügen“ um eine weitere Trainingsansicht für die Messdaten zur Leistungsmessungen zu konfigurieren.

Wie Du siehst, bietet dabei Polar ein Reihe verschiedener Parameter an, die Du ganz nach eigenen Vorstellungen auf der neuen Trainingsseite anordnen kannst.

Um die Messdaten nach Abschluss eines Trainings einzusehen, empfehle ich Dir wieder das Polar Flow Webportal, weil hier die Darstellung wesentlich übersichtlicher und informativer ist.

Neben den üblichen Basiswerten findest Du in der Trainingsauswertung auch ein sehr gelungenes Diagramm, das die wesentlichen Parameter Herzfrequenz, Pace, Leistung, Höhe und Schrittfrequenz gegenüber stellt.

Ergänzend dazu gibt es gleich darunter auch noch eine ausführliche Tabelle, die ebenfalls alle relevanten Daten darstellt.

Wie für den Hersteller typisch, hat Polar eine einfache Möglichkeit entwickelt um die Leistungsmessung jedem ambitionierten Hobbyläufer zugänglich zu machen. Die Funktion kann ohne eines zusätzlichen Sensors direkt auf der Uhr verwendet werden, liefert dabei aber trotzdem zuverlässige und aufschlussreiche Daten.

Garmin – Leistungsmessung mit Brustgurt

Obwohl Garmin in vielen Bereichen marktführend ist, hat es der Hersteller bisher nicht geschafft oder auch nicht gewollt, die Leistungsmessung am Handgelenk anzubieten. Daher muss bei Garmin Uhren generell ein externer Sensor verwendet werden. Wobei hier kompatible Laufsensoren ebenso in Frage kommen, wie auch die beiden Brustgurte Garmin HRM Pro und Garmin HRM Pro +

Die Funktion wird bei folgenden Modellreihen angeboten

Die sicher inzwischen gebräuchlichste Variante der Leistungsmessung ist die mit dem Brustgurt. Dazu muss wie gewohnt, der Sensor vor Trainingsbeginn mit der Uhr verbunden werden.

Während dem Training ermittelt der Brustgurt nicht nur Deine Laufleistung sondern auch verschiedenen Parameter zu deiner Laufeffizienz. Dazu zählen Schrittfrequenz, Schrittlänge, Vertikales Verhältnis, Vertikale Bewegung, Balance der Bodenkontaktzeit und Bodenkontaktzeit.

Damit Du auch während des Trainings aktuelle Messdaten zur Laufleistung einsehen kannst, musst Du entsprechende Datenseiten im Sportprofil Laufen hinzufügen.

Zu diesem Zweck öffnest Du die Garmin Connect App und führst folgende Schritte durch

  • Schritt 1: Tipp zuerst oben auf das Uhrensymbol, um in die Einstellungen zu gelangen
  • Schritt 2: Danach wählst Du Aktivitäten und Apps
  • Schritt 3: Wähle das passende Sportprofil (in unserem Beispiel Laufen)
  • Schritt 4: Menüpunkt Trainingsseiten
  • Schritt 5: Füge eine weitere leere Datenseite hinzu
  • Schritt 6: Bestimmte das Layout der Trainingsansicht, als wieviel Felder in welcher Anordnung
  • Schritt 7: Wähle Leistungsfelder
  • Schritt 8: Wähle alle Datenfelder aus, die Du während des Trainings sehen möchtest
  • Schritt 9: Ist die Konfiguration der neuen Trainingsansicht abgeschlossen, führe eine Synchronisation durch

Im Gegensatz zu Polar bietet Garmin mehrere Möglichkeiten an, um die Messdaten nach einem Training einzusehen.

Da wäre zum Einen natürlich die Garmin Connect App, wo man unter dem zweiten Reiter alle Trainingsdaten und damit auch die wichtigsten Parameter zur Laufleistung findet.

Zusätzlich gibt es im dritten Reiter, dort wo die einzelnen automatischen Runden aufgelistet sind, ebenfalls die Möglichkeit diverse Daten zur Wattmessung zu prüfen. Dabei muss aber das Smartphone horizontal gedreht werden und es ist notwendig einige Male nach rechts zu scrollen.

Weiters werden im letzten Reiter noch zwei interessante Diagramme bereit gestellt. Wobei Du hier auswählen kannst welche Daten eingeblendet werden sollen.

Meines Erachtens deutlich komfortabler und übersichtlicher ist die Datenansicht im Garmin Webportal. Und auch dort werden mehrere Möglichkeiten angeboten.

Scrollst du in der Trainingsansicht etwas weiter runter, gelangst Du zu den Diagrammen der verschiedenen Messwerte. Dabei kannst Du entscheiden welche Messdaten angezeigt werden sollen. In diesem Beispiel habe ich mich für die Messwerte Pace, HF und Leistung entschieden (siehe zweites Bild unten)

Eine weitere Möglichkeit ist die Überlagerung mehrerer Messwerte. Dazu klickst Du beispielsweise das Diagramm für die Herzfrequenz rechts bei den beiden Pfeilen an. Die Grafik wird nun vergrößert eingeblendet. Wiederum rechts oben kannst Du nun auswählen, welche weiteren Messdaten dazu gezeigt werden sollen. In diesem Beispiel habe ich mich wieder für Pace und Leistung entschieden. Die grau schattierte Fläche stellt die Herzfrequenz dar.

Wie Du siehst, bietet Dir Garmin viele Möglichkeiten an, um Dein Training nach den verschiedensten Aspekten detailliert zu analysieren.

Wie genau wird die Laufleistung gemessen?

Zu dieser Frage habe ich einen kleinen Versuch gestartet. Dazu verwendete ich die Polar Vantage V2 und den Garmin Forerunner 255, der mit der Garmin HRM Pro verbunden war.

Ich absolvierte ein Training auf einer meiner üblichen Trainingsstrecken, wobei ich mich die meiste Zeit in den unteren Pulsbereichen bewegte, aber auch drei längere Intervalle zu je 1 Kilometer im hohen Tempo lief.

Die wichtigsten Daten dazu sehen so aus.

Garmin Polar
Herzfrequenz Ø144 Bpm143 Bpm
Herzfrequenz max173 Bpm173 Bpm
Pace Ø6,01 /KM5, 58/KM
Leistung Ø370 Watt339 Watt
Leistung max519 Watt520 Watt

Anhand dieser Messwerte lässt sich gut erkennen, daß beide Uhren über alle Parameter hinweg fast die selben Messwerte liefern. Nur bei der durchschnittlichen Leistung ist der Unterschied ein wenig größer, aber noch immer im Toleranzrahmen.

Überlagert man die Messwerte, sieht das im Diagramm so aus. (Garmin blau, Polar grün)

Im oberen Diagramm sieht man die Messwerte zur Leistung, wo man deutlich erkennt, daß Garmin immer ein wenig über Polar ist, womit sich die Differenz in der durchschnittlichen Leistung bestätigt.

Das zweite Diagramm zeigt die Herzfrequenz. Hier möchte ich nochmal erwähnen, daß die Garmin Uhr mit einem Brustgurt verbunden war, die Polar Uhr jedoch mit der integrierten Pulsmessung arbeitete.

Dieser Versuch zeigt zwar, daß die Uhren beider Hersteller ähnliche und plausible Daten zur Laufleistung liefern, klärt aber nicht die Frage der Messgenauigkeit.

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich mich auf Interview von Runners World mit Michael Arend, Trainingsexperte in Sachen Leistungsmessung, beziehen. In diesem Gespräch erklärt Arend, daß beim Laufen zwischen einer internen und einer externen Leistung unterschieden wird.

Bei der internen Leistung geht es um die Bewegung mit der sich der Körperschwerpunkt nach vorne bewegt. Bei der externen Leistung werden alle Bewegungen beschrieben, die sich im Verhältnis zum Körperschwerpunkt abspielen. Das ist beispielsweise die Bewegung der Arme und Beine oder auch die Rotation des Oberkörpers.

Auf Basis dieser beiden Leistungsdefinitionen und unter Einbeziehung weiterer Daten wie Pace, An- und Abstiege, Körpergewicht, Größe und Wind wird mittels aufwändiger Algorithmen die Leistung berechnet. Das was wir also als Watt oder als Leistung angezeigt bekommen ist damit ein kalkulierter Wert.

Und weil aber die Berechnung dieses Messwertes unterschiedlich ist, kann es durchaus vorkommen, daß zwei verschiedene Uhren oder Sensoren bei ein und dem selben Lauf auch unterschiedliche Wattmessungen angeben.

Doch das ist laut Arend kein Problem

Es interessiert nicht, welche Glühbirne man wie hell zum Leuchten bringt. Man will wissen, ob man sich verbessert hat.“ Theoretisch ist egal, welches System man nutzt, Haupt­sache, es misst zuverlässig, und die Werte sind in sich stimmig

Micheal Arend

Soll heißen, solange die gemessenen Daten zur Laufleistung plausibel sind, spielt es keine Rolle ob Du nun durchschnittlich mit 200 Watt oder 300 Watt gelaufen bist. Viel wichtiger ist es, ein und das selbe Messgerät zu verwenden und innerhalb dieses Systems Deinen Fitness Level zu erhalten oder zu verbessern.

Und wie ist das mit anderen Uhren außer Garmin und Polar?

Wie schon eingangs angekündigt, konzentrierte ich mich in diesem Artikel auf die Uhren von Polar und Garmin. Aber natürlich gibt es mit Coros, Suunto und Apple noch weitere Anbieter, mit deren Smarwatches die Laufleistung gemessen werden kann.

Coros und Apple verfolgen dabei den selben Ansatz wie Polar. Das bedeutet, daß die Messung der Laufleistung direkt am Handgelenk stattfindet und es ist kein weiterer Sensor notwendig.

Bei Coros ist es ebenfalls möglich entsprechende Datenseiten zu konfigurieren um so etwaige Messdaten direkt während dem Training einsehen zu können. Ebenso wird auch in der dazugehörigen App eine detaillierte Auswertung inklusive Diagramme angeboten.

Die Apple Watch verfügt seitdem Update auf Watch OS 9 über die Messung der Laufleistung. Dazu gibt es aber noch keine näheren Information, weil die neue Software gerade ausgespielt wird. (Stand September/2022)

Bei Suunto ist zur Messung der Laufleistung ein externer kompatibler Sensor notwendig. Auch bei diesem Hersteller ist es möglich, die Trainingsseiten mit entsprechenden Datenfelder zur Leistungsmessung zu konfigurieren. Die Auswertung dazu findet wie bei den anderen Uhren direkt in der Applikation statt.

Fazit

Die permanente technische Weiterentwicklung hat es möglich gemacht, daß selbst wir als ambitionierte Hobbyläufer Messwerte wie die Laufleistung oder auch Wattmessung für unser Training verwenden können. Eine Metrik, die bis vor Kurzem nur Profis vorbehalten war.

Moderne Smartwatches und Sportuhren machen es sehr einfach, die Leistungsmessung zu nutzen und daraus nützliche Erkenntnisse für das eigene Training zu erhalten. Besonders für Intervalltraining, Berg- und Tempoläufe ist die Wattmessung besonders empfehlenswert, weil man damit wirklich objektive Messwerte erhält.

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