Warum Dein Fitness Tracker nicht genau messen muss

Oft wird bei Fitness Trackern, Sportuhren und Smartwatches die fehlende Messgenauigkeit krisitisert und damit auch die Sinnhaftigkeit solcher Geräte in Frage gestellt. Doch wie genau messen nun Wearables wirklich und ist das überhaupt wichtig?

Immer wieder werden Studien veröffentlicht (Beispiel Warentest Vergleich 2017), die belegen sollen, daß Fitness Armbänder und Smartwatches sehr ungenau messen und daher kaum einen Mehrwert für den Nutzer bieten.

Die dabei am häufigsten kritisierten Funktionen sind die Schrittzählung, der Kalorienverbrauch und die Herzfrequenzmessung.

Wie genau sind Fitness Tracker und Smartwatches?

Einerseits messen Wearables ungenauer als es die Hersteller zugeben möchten, andererseits messen sie genau genug um dem Nutzer damit einen echten Mehrwert zu bieten.

Um Dir zu erklären was das genau bedeutet, möchte ich Dir in einer kurzen Bestandsaufnahme zeigen, wie Fitness Tracker funktionieren, wo die technischen Grenzen liegen, wie präzise die Messungen wirklich sind und warum fehlende Genauigkeit gar keine so große Rolle spielt.

Schrittzählung

Das Schrittzählung gehört zu den Kernfunktionen eines Fitness Trackers. Doch schon diese Basics geraten oft ins Kreuzfeuer der Kritik.

Fitness Armbänder erkennen verschiedene Aktivitäten durch integrierte Sensoren. Die dabei ermittelten Messdaten werden anhand komplizierter Algorithmen in Bewegungsmuster umgewandelt. So werden unter anderem auch Schritte erkannt und gezählt

Leider kommt es aber wieder vor, daß Bewegungsprozesse falsch interpretiert und daher Klatschen oder Zähneputzen als Schritte oder gar als kleiner Spaziergang gewertet werden. Obwohl Sensoren und Algorithmen im Laufe der letzten Jahre deutlich verbessert wurden und damit die Schrittzählung wesentlich genauer ausfällt, können Fehlmessung noch immer nicht ausgeschlossen werden.

Macht der Schrittzähler dann überhaupt noch Sinn?

Ja absolut, denn es geht dabei nicht darum ein willkürlich festgelegtes Tagesziel ( 10.000 Schritte) zu erreichen, sondern Du möchtest aktiver werden und mehr Bewegung machen.

Dazu ein kurzes Beispiel: 

Mal angenommen, du warst bisher eher ein Couchpotatoe und hast am Tag bestenfalls 3000 Schritte absolviert. Doch dann entschließt Du Dich mehr Bewegung zu machen und besorgst Dir dazu einen Fitness Tracker. Am Anfang schaffst Du vielleicht nur 4000 oder 5000 Schritte, doch Du bist motiviert und möchtest dich weiter steigern. So wird es nicht lange dauern und Du wirst täglich 7000 Schritte machen und später vielleicht sogar noch deutlich mehr.

Was ist genau passiert? Du bist aktiver geworden und machst deutlich mehr Bewegung als früher. Deine Fortschritte konntest Du dank Deines Fitness Trackers genau nachverfolgen. Und selbst wenn Du jetzt herausfindest, daß Dein Tracker manchmal um 500 Schritte zu wenig zählt, würde das an Deiner Leistung und Deiner Entwicklung nichts ändern. Du hast Dein Ziel ein gesünderes Leben zu führen , auf jeden Fall erreicht.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn man sich um teures Geld einen Fitness Tracker oder eine Smartwatch kauft und dann feststellt, daß die Uhr manchmal Schritte falsch oder gar nicht zählt. Aber erstens halten sich die Abweichungen bei allen Herstellern und Modellen in Grenzen und zweitens lässt sich damit trotzdem ein aktiverer Lebensstil als persönliches Wunschziel problemlos realisieren.

Kalorienrechner

Fitness Armband Kalorienzähler

Besonders für Menschen, die mehr Bewegung machen möchten um abzunehmen, ist der Kalorienzähler am Fitness Tracker eine der wichtigsten Funktionen.

In schöner Regelmäßigkeit werden immer wieder Studien  teils namhafter Institutionen veröffentlicht, in denen Fitness Armbänder und Sportuhren als Kalorienrechner verheerend schlecht abschneiden.

Abgesehen davon, daß in solchen Untersuchungen oft überholte Geräte und Modelle verwendete werden, stellt sich trotzdem die Frage, warum diesen schlechte Ergebnisse.

Grundsätzlich handelt es sich bei Angaben zum Kalorienverbrauch immer nur um eine Schätzung, was von den Herstellern auch klar kommuniziert wird. Das gilt übrigens auch für sämtliche Tools und Rechner, die dazu im Internet zu finden sind.

Warum nur eine Schätzung? Weil der Kalorienverbrauch von vielen individuellen Faktoren, wie Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht abhängig ist. Ausgehend von diesen biometrischen Daten gibt es eine Reihe an wissenschaftlich ermittelter Durchschnittswerte auf der die Schätzung des Kalorienverbrauchs basiert.

Hingegen können andere wichtige Faktoren wie der relative Anteil von Muskeln und Fett nicht berücksichtigt werden, womit genaue Angaben zur Kalorienverbrennung unmöglich sind.

Trotzdem gibt es Möglichkeiten, wie Du einen Fitness Tracker nutzen kannst um Deinen genauen Kalorienverbrauch zu ermitteln und Dein Wunschgewicht zu erreichen.

Mehr zum Thema erfährst Du in meinem Artikel Fitness Tracker – So misst Du Deinen Kalorienverbrauch richtig

Herzfrequenzmessung

In den letzten Jahren haben sich zwei Methoden zur Messung der Herzfrequenz am Markt etabliert.

  • Die Messung mittels angelegten Brustgurt
  • die integrierte optisch-elektrische Messung am Handgelenk

Während die Brustgurt-Methode bereits seit Langem als sehr präzise und zuverlässig gilt, wurde die Messung am Handgelenk immer wieder als sehr ungenau kritisiert.

Doch bei genaueren Hinsehen erweist sich diese Kritik als völlig haltlos. Studien von Epson und Mio Global (siehe unten stehenden Artikel) zur Genauigkeit der optischen Pulsmessung  bestätigten nur minimale Messunterschiede zu EKG und Brustgurtmessung.

Auch ich konnte in zahlreichen Produkttests  feststellen, daß die integrierte Pulsmessung besonders bei Ausdauersportarten wie Laufen oder Radfahren sehr gute Ergebnisse liefert.

Besonders erfreulich ist der Trend, daß am Markt immer mehr Geräte angeboten werden, die sowohl Messung am Handgelenk und alternativ mit Brustgurt ermöglichen. So kannst Du je nach eigener Präferenz oder Sportart immer die gewünschte Messmethode einsetzen.

Aktuelle Testberichte

Fazit

Ja Fitness Tracker sind ungenau. Aber sie messen wesentlich genauer als Ihre Kritiker behaupten. Die kleinen und kompakten Geräte liefern viele nützliche Messdaten und Analysen, die interessante Einsichten zum eigenen Fitnesslevel und Gesundheitszustand ermöglichen.

Voraussetzung dafür ist, daß man sich mit dem Fitness Tracker oder der Smartwatch ausführlich beschäftigt und das Gerät kennen lernt, umso Messungen richtig zu interpretieren und daraus gewonnene Erkenntnisse zu seinem Vorteil zu nutzen.