Moderne Smartwatches sind oft mit einer ganzen Latte an verschiedenen Features ausgestattet. Doch umso größer der Funktionsumfang, umso mehr kosten die Uhren auch. Aber was davon braucht man wirklich und worauf kann getrost verzichtet werden. Diese Frage beantworte ich in diesem Ratgeber.
Sieht man sich das aktuelle Angebot an Smartwatches an, so beeindrucken die meisten Uhren mit zahlreichen Funktionen, mit denen alles Mögliche gemessen werden kann.
Egal ob es um das Tracking alltäglicher Aktivitäten, der Aufzeichnung von Workouts und Trainings oder um die Überwachung diverser Gesundheitsparameter geht – die Smartwatch hat das passende Feature dafür.
Und die meisten Funktionen machen zumindest auf den ersten Blick einen interessanten und nützlichen Eindruck. Schaut man aber etwas genauer hin, sind nur ein paar wenige davon wirklich wichtig und sinnvoll.
In diesem Ratgeber zeige ich Dir
- 7 Funktionen, die eine moderne Smartwatch unbedingt haben sollte
- 6 Funktionen, die zwar nicht notwendig sind, aber sehr interessant
„Must have“ – Diese 7 Features müssen sein
Schritte
Die Schrittzähler ist die älteste Funktion an einer Smartwatch und fand sich schon vor rund 10 Jahren auf den ersten Aktivitätstrackern. Auch wenn die berühmten 10.000 Schritte inzwischen als genialer Marketingtrick entlarvt wurden, ist das Erreichen eines individuellen Tagesziels noch immer eine tolle Motivation für mehr Bewegung.
Zugegeben der Schrittzähler arbeitet bei keiner Uhr wirklich genau. Doch das ist kein Problem. Schlussendlich geht es darum, aktiver zu werden und da spielt es keine Rolle, ob nun ein paar Schritte zu viel oder zu wenig gezählt wurden.
Aktivitätspensum und Intensitätsminuten
Eine sehr interessante Alternative zum herkömmlichen Schrittzähler ist die Aufzeichnung aller Deiner Bewegungen, umso Dein tägliches Aktivitätspensum zu ermitteln.
Dazu verfolgen einige Hersteller verschiedenen Ansätze
- Amazfit verwendet das sogenannte PAI System, bei dem alle Deine Aktivitäten und die Herzfrequenz über den gesamten Tag aufgezeichnet werden. Aus diesen beiden Messwerten wird dann ermittelt wie aktiv Du warst und je nach Intensität und Dauer Deiner Aktivitäten wird eine Punktezahl vergeben. Mehr dazu erfährst Du in meinem Testbericht zur Amazfit GTR 4
- Polar wiederum zeichnet ebenfalls alle Deine Aktivitäten auf und berücksichtigt dabei auch den Puls. Um sich ein besseres Bild zum eigenen Tagespensum zu machen, werden die Aktivitäten in Schritte umgerechnet. Werden Dir also beispielsweise 12.000 Schritte angezeigt, dann bist Du diese Schrittanzahl nicht gegangen, aber Deine Tagesaktivität entspricht dieser Schrittleistung.
- Garmin verfolgt einen ganz anderen Weg und orientiert sich dabei an einer Empfehlung der WHO. Diese besagt, daß sich jeder erwachsener Mensch wöchentlich mindestens 150 Minuten mäßig oder 75 Minuten intensiv körperlich betätigen soll.
- Durch die Aufzeichnung Deiner Bewegungen und dem Puls ermittelt die Garmin Uhr, ob Du dieser Empfehlung nachkommst.
Kalorienverbrauch
Auch die Messung des Kalorienverbrauchs ist eine Funktion, die schon sehr lange auf Wearables zu finden ist. Bei manchen Smartwatches kannst Du zusätzlich auch noch die Kalorienzufuhr, also Deine gesamte Ernährung, aufzuzeichnen.
Damit bekommst einen sehr guten Überblick über Deine gesamte Kalorienbilanz, was vor allem von Nutzern, die Gewicht verlieren oder halten wollen, sehr geschätzt wird.
Jedoch muss an dieser Stelle ganz klar gesagt werden, daß alle schlauen Uhren zu den verbrannten Kalorien nur Annäherungswerte, aber keine präzise Messergebnisse bereit stellen.
Grund dafür ist, daß der Kalorienverbrauch durch einige kaum bestimmbare individuellen Faktoren beeinflusst wird, weshalb selbst die Wissenschaft nur mit größten Aufwand zu halbwegs genauen Messergebnissen kommen.
Schlafüberwachung
In Deutschland und Österreich leiden rund 25% der Menschen unter Schlafstörungen und daher gehört die Schlafüberwachung zu den Features, die am Häufigsten an einer Smartwatch genutzt werden.
Das Schlaf Tracking kann Dir wertvolle Informationen dazu liefern,
- wie lange Du schläfst ( die Wissenschaft empfiehlt mindestens 6 Stunden Schlaf)
- wie gut Du schläfst ( Während des Schlafes erholt sich Körper und Geist)
- und wie ruhig Du schläfst (ein unruhiger Schlaf mit mehreren Wachphasen gilt als nicht erholsam)
Die Schlafüberwachung hat aber natürlich auch seine Grenzen. Obwohl gerne seitens der Hersteller behauptet, ist eine Smartwatch technisch nicht in der Lage Schlafphasen zu erkennen. Wenn überhaupt, lassen verschiedene Messwerte nur sehr grobe Rückschlüsse diesbezüglich zu.
Pulsmessung
Die Integration der Pulsmessung bei Smartwatches war ein großer technischer Fortschritt und machte die Uhren erst so richtig beliebt.
Meines Erachtens ist die Messung der Herzfrequenz die wichtigste Funktion, weil auf deren Basis viele andere Features überhaupt erst möglich sind.
- So wäre eine Trainingsaufzeichnung ohne Pulsmessung völlig sinnlos
- Schlafüberwachung, Messung Deines Aktivitätspensums, Kalorienverbrauch hätten kaum einen Nutzen
- Informationen zu Deinen Fitness Level, zu Deinem aktuellen Gesundheitszustand und zu Deinem momentanen Wohlbefinden wären überhaupt nicht möglich.
Du siehst also, die Pulsmessung ist eine zentrale Funktion und deshalb ist Genauigkeit und Zuverlässigkeit so wichtig.
Herzfrequenzvariabilität HRV
Die Messung der Herzfrequenzvariabilität (HRV) ist bei Smartwatches ein noch sehr junges Features, weshalb momentan auch nur wenige Modelle damit ausgestattet sind.
Bei der HRV Messung werden die Abstände zwischen den einzelnen Herzschlägen gemessen. Umso unregelmäßiger diese Intervalle sind, umso gesünder und fitter bist Du.
Der Messwert wurde zuerst in Profisport eingesetzt, gewinnt aber in den letzten Jahren auch bei Hobbysportlern und gesundheitsbewussten Menschen immer mehr an Bedeutung. Immerhin lässt sich anhand der Messdaten ziemlich zuverlässig sagen,
- wie gut Du Dich von den alltäglichen Herausforderungen (mentaler und körperlicher Stress) erholst
- wie gut Du Dich von intensiven Trainings regenerierst
- wie erholsam Dein Schlaf ist
- wie sich bestimmte Ernährungs-und Lebensweisen auf Deine Gesundheit auswirken.
Neben diversen Smarten Ringen sind es vor allem Hersteller wie Garmin und Polar, die zur HRV-Messung nützliche und ganz hervorragende Tools entwickelt haben.
Streckenmessung (GPS)
Kaum eine andere Funktion wird in diversen Foren und Facebook Gruppen so leidenschaftlich und hitzig diskutiert, wie die Standortermittlung und die Streckenmessung.
Dabei gilt auch das integrierte GPS als bedeutender Fortschritt bei Smartwatches. Erst mit dieser Funktion war es überhaupt erst möglich
- Trainingsstrecken aufzuzeichnen
- An- und Abstiege zu tracken
- Leistungsdaten wie Pace/ Tempo zu ermitteln
- Navigationsfunktionen bereit zu stellen
Zugegeben in den Anfängen war das GPS sehr fehleranfällig und dem Signal fehlte es an Stabilität. Doch im Laufe der Jahre wurde die Technik permanent optimiert, wodurch die Quote der Abweichungen im Regelfall unter 3% liegt.
Mit der Einführung des neuen Technologiestandards Multiband-GNSS hat sich die Streckenmessung nochmal deutlich verbessert.
Trainingsaufzeichnung
Smartwatches können viele schlaue Funktionen anbieten und werden gerne als treue und nützliche Begleiter im Alltag angepriesen. Tatsache ist aber, daß die meisten Menschen Smartwatches hauptsächlich beim Sport und Training verwenden.
Entsprechend wichtig ist damit eine solide und detaillierte Trainingsaufzeichnung. Üblicherweise werden folgende Leistungsdaten aufgezeichnet.
- Trainingsdauer
- Kalorienverbrauch
- Herzfrequenz durchschnittlich und maximal
- Pace/Tempo durchschnittlich und maximal
- Streckenverlauf und Distanz
- Höhenmeter, An- und Abstiege
Anhand dieser Messwerte lässt sich Qualität und Intensität eines Trainings schon sehr gut beurteilen.
„Nice to Have“ – Diese 6 Features sind interessant
EKG, Blutdruck und Blutzuckermessung
Die technischen Fortschritte der letzten Jahre bei Smartwatches und die dadurch entstandenen Funktionen sind wirklich beeindruckend.
Die Apple Watch war die erste Uhr mit EKG Messung. Mit der Samsung Galaxy Watch wurde erstmalig eine Smartwatch mit Blutdruckmessung angeboten. Und vor Kurzem hat man die Huawei Watch 4 als erstes Wearable mit Blutzuckermessung vorgestellt.
Und das ist erst der Anfang. Künstliche Intelligenz und die technische Weiterentwicklung werden bereits vorhandene Features verbessern und noch viele neue Funktionen ermöglichen. Smartwatches spielen bereits jetzt schon eine wichtige Rolle in der Gesundheitsüberwachung- und Management, die aber in Zukunft noch weiter wachsen wird.
Aber trotzdem handelt es sich dabei um Funktionen, die nicht unbedingt jeder benötigt. Wenn Du keine gesundheitlichen Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System hast und auch kein Diabetiker bist, dann solltest Du darauf verzichten.
Smartwatches, die mit solchen Features ausgerüstet sind, kosten üblicherweise auch mehr. Also warum etwas bezahlen, was Du gar nicht brauchst.
Trainingsanalyse
Trainingsanalysen werden inzwischen schon von vielen Smartwatches angeboten. Entweder in einer sehr ausführlichen Weise, wie es bei den Uhren von Garmin oder Polar der Fall ist. Oder als kompaktes Features wie bei den Modellen von Huawei oder Amazfit.
Egal wie, es geht dabei immer um eine Verarbeitung der Trainingsdaten. In der Trainingsaufzeichnung (siehe oben) werden die gemessenen Leistungsdaten nur dokumentiert und man kann selbst seine Schlüsse daraus ziehen.
In der Trainingsanalyse werden die Daten jedoch detailliert ausgewertet, um damit nützliche Rückschlüsse und Einsichten zu ermöglichen. So erhältst Du beispielsweise Informationen
- zur Trainingsbelastung ( wie oft und intensiv hast Du in einem bestimmten Zeitraum trainiert)
- zum Trainingseffekt ( wie wirkt sich das Training auf Deine Fitness aus)
- zum Trainingszustand ( wie sieht Deine aktuelle Fitness aus und wie wird sich entwickeln)
- zur Erholung ( wie lange solltest Du Dich erholen, bevor Du das nächste Training absolvierst)
Diese Daten sind natürlich hochinteressant und ermöglichen ein effizientes und zielgerichtetes Training. Sie unterstützen Dich auch dabei in einer angemessenen Intensität zu trainieren, ohne Dich dabei zu überfordern.
Wirklichen Nutzen hat eine Trainingsanalyse aber nur für ambitionierte Hobbysportler oder Profis, die bestimmte Trainingsziele erreichen wollen oder sich auf einen Wettkampf vorbereiten. Gelegenheitssportler oder Menschen, die aus Freude an der Bewegung Sport betreiben, werden mit diesem Feature nicht viel anfangen können.
Trainingspläne, Übungsanleitungen und Coaches
Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener – wer seine Fitness erhalten oder verbessern möchte, braucht einen guten Trainingsplan. Ein eigener Coach, der nützliche Tipps gibt oder Übungen erklärt, wäre natürlich noch besser.
Das haben sich auch die Hersteller gedacht und deshalb einige interessante und nützliche Funktionen dafür entwickelt.
Garmin ist dabei führend und bietet eine große Auswahl an verschiedenen Features an
- fertige Trainingspläne für Läufer über verschiedenen Distanzen
- persönliche Laufcoaches, die individuelle Trainingspläne entwickeln
- die Möglichkeit eigenen Lauftrainings zu erstellen
- die Möglichkeit eigene Workouts für Fitness zu erstellen.
Amazfit hat wiederum den Zepp Coach entwickelt, der nicht nur persönlichen Trainingspläne erstellt sondern mittels Künstlicher Intelligenz auch Fragen zu Fitness, Training und Gesundheit beantworten kann.
Benachrichtigungen
Smart Notifications sind eigentlich schon eine Standardfunktion auf jeder Smartwatch. Interessanterweise werden die Benachrichtigungen oft nur für eingehenden Mitteilungen oder Anrufe verwendet.
Dabei wäre es auch möglich sich an bevorstehende Termine oder fällige Aufgaben via Smartwatch erinnern zu lassen. Ebenso können Nachrichten aus den verschiedensten Apps auf die Uhr überspielt werden.
Es ist einfach irrsinnig bequem und spart Zeit nicht für jede Mitteilung oder Nachricht, das Smartphone herauskramen zu müssen.
Musikplayer
Der integrierte Musikplayer ist ebenfalls so ein Feature, das nicht unbedingt sein muss, aber super komfortabel ist. Die Zeiten, in denen man beim Laufen das Smartphone mitschleppen musste, oder man beim Training im Fitness Studio nicht wusste, wo man das Handy ablegen sollte, sind endgültig vorbei.
Einfach die Lieblingsalben oder Playlist auf die Uhr übertragen und schon steht dem Musikgenuss beim Sport nichts mehr im Wege. Inzwischen ist auch problemlos möglich Streamingdienste wie Spotify, Deezer oder Amazon Music online oder offline zu nutzen.
Und wenn Du passende Kopfhörer für Sport und Fitness suchst, habe ich hier ein paar Empfehlungen für Dich.
Mobiles Zahlen
Eine Funktion, die erst in den letzten Monaten so richtig bei Smartwatches ankam, ist das mobile Zahlen. Technisch schon länger möglich, fehlte es aber an den entsprechenden Diensten und an der Unterstützung seitens der Bankinstitute.
Das hat sich aber erfreulicherweise nun geändert und so kannst Du inzwischen mit vielen Smartwatches auch bezahlen. Egal ob du nach der Laufrunde noch Brötchen für das Frühstück mitnimmst oder in der Mittagspause einen Snack holst – einfach die Uhr an den Terminal halten und schon ist bezahlt.
Fazit
Es sind tatsächlich nur ein paar wenige Features, die eine Smartwach auf jeden Fall haben sollte. Und selbst mit dieser Minimalausstattung wird Dir die Uhr in Sachen Gesundheit, Fitness und Training wertvolle Dienste leisten.
Darüber hinaus gibt es natürlich viele weitere Funktionen, die durchaus interessant und nützlich sein können. Jedoch nur dann, wenn wirklich Bedarf dafür besteht.
Um als beim Kauf einer Smartwatch nicht unnötig Geld zu verbrennen, macht es Sinn, sich vorher genau zu überlegen, wofür man die Uhr verwendet wird und welche Funktionen man dafür benötigt.